Emse Bremse und Olle Ihmchen (59)

Wenn Olle Ihmchen sich frisch macht, dann sieht er richtig jung aus, ungefähr so wie Ede Dean in dem Film „East Of Ede“.
Außerdem geht er gerne schwofen in „Clärchens Ballhaus“.

Clärchens-Ballhaus
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Na ja, und letzten Freitag, was soll ich Euch sagen, liebe Surferinnen und Surfer daheim vor den Monitoren, da hat er eine Dame zum Tanzen aufgefordert, die war kurzsichtig und hat ihre Brille in der Handtasche gelassen vor lauter Eitelkeit, obwohl ihre Vielmann-Kontaktlinsen noch gar nicht fertig waren. Und da schaut sie ihn an und schüttelt den Kopf wegen seiner optischen Jugendlichkeit:

Ich tanze doch nicht mit einem Kind!“

Olle Ihmchen hat sich dann bei ihr entschuldigt:

Pardon, ich wusste ja gar nicht, dass Sie schwanger sind.“

 

 

Emse Bremse und Olle Ihmchen (57)

Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn?“,

sang Erna fröhlich Goethes Mignon-Lied in die Runde,

Mignon
Mignon mit den Zügen der Schauspielerin Constanze Le Gaye, Gemälde von Wilhelm von Schadow, 1828, Bildquelle: Wiki.

 

(wo) Im dunkeln Laub die Goldorangen glühn,
Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht,
Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht?
Kennst du es wohl? Dahin!
Dahin möcht‘ ich mit dir,
O mein Geliebter, ziehn.

Kennst du das Haus? Auf Säulen ruht sein Dach,
Es glänzt der Saal, es schimmert das Gemach,
Und Marmorbilder stehn und sehn mich an:
Was hat man dir, du armes Kind, getan?
Kennst du es wohl? Dahin!
Dahin möcht‘ ich mit dir,
O mein Beschützer, ziehn.

Kennst du den Berg und seinen Wolkensteg?
Das Maultier sucht im Nebel seinen Weg,
In Höhlen wohnt der Drachen alte Brut;
Es stürzt der Fels und über ihn die Flut.
Kennst du ihn wohl? Dahin!
Dahin geht unser Weg!
O Vater, laß uns ziehn!“

Näh, das Land, wo die Zitronen blühn, kenn ick nich“, antwortete Emse Bremse, „aba ick kenne ein grenzenloses Land, wo langsam alle außer den Regierungsbedienern und -bediensteten mit sauren Gesichtern rumloofen, wa.“

_

 Meinst du das Land der Neoliberalalas, Emse Bremse?“, frug Olle Ihmchen.

_

Moment mal, Männer!“, rief Erna dazwischen, „wir hatten doch abgemacht, dass wir hier keine politischen Witze machen wollen.“

Und warum nicht, Erna? Weil uns das Lachen vergangen ist oder weswegen?“, knurrte Emse Bremse.

Nein, nicht deswegen“, schüttelte Erna den Kopf, „sondern weil Politik ein schmutziges Geschäft ist und den Charakter verdirbt. Deshalb müssen Politiker immer wieder gewechselt werden wie Windeln, aus dem gleichen Grund.“

 

Emse Bremse und Olle Ihmchen (56)

Man kann es ja auch positiv sehen, dass für uns Einheimische keine Arbeit da ist“, sprach Emse Bremse neulich, als sie mal wieder Skat spielten, er und seine Erna und der Freund des Hauses, Olle Ihmchen. „Dadurch hört das Bewerbungstraining nie auf und Olle Ihmchen hat ne neue Beschäftigungsmaßnahme abgekriegt. – 18!“

Als was wirst du denn jetzt maßgenommen, Olle Ihmchen?“, frug Erna und ergänzte: „20!“

Ich bin jetzt Bewerbungstherapeut“, antwortete Olle Ihmchen. „Null!“

Die andern beiden passten, er bekam das Spiel und sortierte ziemlich lange seine Karten.

Sag mal“, fragte Erna zwischendurch, „warum spielst du eigentlich nicht mehr mit Willy Karten?“

Würdest du mit einem spielen, der dauernd schummelt?“, fragte Olle Ihmchen zurück und legte eine Karte auf den Tisch.

Defregger
Hier sehen wir Olle Ihmchen (im Vordergrund) und Erna und Emse Bremse beim Kartenspiel. Schnappschuss von Franz Defregger (um 1900), Repro: Archiv Witzel.

Nein“, schüttelte Erna den Kopf, „natürlich nicht.“

Siehst du, Willy auch nicht.“

= = =

Nur wer das Echte liebt, liebt WitZels Gute-Laune-Lieder!

 

Emse Bremse und Olle Ihmchen (55)

Emse und Erna Bremse und Olle Ihmchen sitzen mal wieder auf dem Dach der Welt im neuköllnischen Klunkerkranich und sind ernsthaft bemüht, nicht über Stammtischparolen aus Gaucks Weihnachts- oder Merkels Neujahrsansprache zu reden. Die Wirklichkeit gibt ja auch schon jeden Tag genug Kommentare dazu ab, finden sie. Und die Kommentarfunktion der Wirklichkeit lässt sich nur fürs sog. „Regierungs- und Medienviertel“ abschalten, nicht aber im Rest von Ex-D und DDR_.02.

Warst du eigentlich schon immer so ein Einzelgänger, Olle Ihmchen?“, fragt Erna.

Fr.v.Schiller
Gerhard von Kügelgen: Porträt des Friedrich von Schiller (den Olle Ihmchen jetzt gleich zitiert),
1808–1809, Leinwand, 73 × 61 cm
[ (c) 2007 The Yorck Project].

Der Starke ist am mächtigsten allein„, nickt Olle Ihmchen. „Allerdings gab es damals in der Kita schon auch welche, die stärker waren als ich. Mit denen wollte ich aber nicht spielen. Und die, die schwächer waren als ich, wollten mit mir nicht spielen. – Wo ich allerdings gern mitgemacht hab, das war, wenn wir AUTO spielten bzw. Kraftfahrzeug. Dann durfte ich immer der Benzin sein und musste stinken.“

15.1.2016 – ROCK’n’READ

WitZels Bunter ROCK’n’READ-Abend

im wilden Neukölln in

RAUM_B
Wildenbruchstraße 4, 12045 Berlin

Freitag, 15. Januar 2016, 19:30 Uhr

mit Comedy-Jongleur Cotton McAloon

Cotton
Cotton mit Köpfchen an den Keulen; Foto: privat.

 

mit der wunderbaren bulgarischen Autorin Tzveta Sofronieva

Tzaveta
Tzveta Sofronieva. Foto Gerd Zurow.

und ihrem Buch:

weiss-grau

(Briefe einer Blumenfrau an einen Fahrradhändler);

Zitat
Ein Zitat des „russischen Brassens“; zu finden im Buch.

mit der ungewöhnlich prickelnden Musikerin Delphine Maillard

Delphine-M-ex-Dussmann
Delphine Maillard. Foto mit frdl. Genehmigung des Kulturhauses Dussmann.

 

mit Wolfgang Endler und Herbert Witzel als lebendem Inventar.

Engler-Witzel
Wolfgang Endler im roten Pulli; Herbert Witzel am blauen Band mit Gitarre. (Foto: Lothar Schneeberger – DANKE.)

mit Laëtitia und Cristina vom und im RAUM B.

Eintritt: le chapeau tourne – FREE ADMISSION Hut geht rum. 

Das Zusammentreffen dieser Ausnahme-Künstlerinnen und -Künstler wird sich nicht wiederholen. Für mich ist ROCK’n’READ jedes Mal ein Event als Performance, ein Kunstwerk, eine einzigartige Schöpfung aus Anwesenheit, Gegenwart und Gemeinschaft, die nur erlebbar ist.“

Herbert_Witzel

 

Emse Bremse und Olle Ihmchen (54)

Kennt Ihr eigentlich“, frug Olle Ihmchen, als er mit Emse Bremse und dessen Erna so richtig gemütlich unterm Tannenbaum beisammensaß, „kennt Ihr eigentlich schon diese Weihnachtsgeschichte von Ennea Silvio Piccolomini, als er Botschafter in Schottland war und sich Land und Leuten völlig angepasst hatte?“

Schottische Weihnacht.
Pinturicchio: Ennea Silvio Piccolomini als Botschafter in Schottland (Fresko, 1502-1507), Bildquelle Yorck Project.

Nein, Nein“, riefen Erna und Emse Bremse wie aus einem Munde,wir kennen Piccolomini nur aus Wallensteins Lager. – Erzähl mal!“

Ja, wie gesagt, es war Weihnachten, Heilgabend“, legte Olle Ihmchen los, „und alle warteten gierig auf die Bescherung ihrer Geschenke. Da hat Botschafter Piccolomini erklärt: ‚Ich geh mal kurz vor die Tür, eine Zigarette rauchen.‘ – Draußen hat er dann mit einer Muskete oder was die damals hatten, in die Luft geballert, und drinnen sprach er dann echt schottisch: ‚Dieses Jahr gibt es nichts, der Weihnachtsmann hat sich erschossen.'“

Emse Bremse und Olle Ihmchen (50)

Letzten Freitag trafen sich Olle Ihmchen und Erna und Emse Bremse im Zeitungsleseraum der Zentral- und Landesbibiliothek Berlin ZLB in Mitte, Breite Straße 30 bis 36.

Die Serben sind ja sehr kunstsinnig“, sprach Olle Ihmchen und faltete die Zeitung wieder sorgfältig zusammen, damit auch der nächste Leser und die nächste Leserin noch ihre Freude daran hatten.

Wie kommst du darauf?“, frug Emse Bremse.

Weil dieser gestohlene Cezanne ‚Knabe mit roter Weste‘ neulich in Serbien wieder aufgetaucht ist. 62 Millionen Euro soll das bemalte Stück Leinwand wert sein. Na, na da muss eine alte Frau aber ganz schön lange für stricken.“

Cezanne
Cezanne: Knabe mit roter Weste. Bildquelle wiki commons.

Erna zuckte betroffen zusammen.

Sehe ich wirklich schon so alt aus, als hätte ich 62 Millionen Euro zusammengestrickt?“

Mal was anderes“, sprach Emse Bremse. „Max Liebermann war ganz begeistert von genau diesem Bild. Und als andere nur den Kopf geschüttelt haben und ihn drauf hinwiesen, dass der Arm des Knaben ja viel zu lang sei, da hat Liebermann geantwortet: ‚Der Arm is so schön jemalt, der kann jar nich lang genug sein!‘

Emse Bremse und Olle Ihmchen (49)

Erna, Emse Bremse und Olle Ihmchen sind am Sonntag mal wieder auf den Fernsehturm hoch, um runtergucken zu können – hier zum Beispiel auf die Marienkirche:

Marienkiche, Berlin
„St.Marienkirche(BerlinMitte)“ von Buchling aus der deutschsprachigen Wikipedia. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons.

Wo kommen eigentlich die Pfarrer alle her?“, fragte Erna. „Ist hier irgendwo ein Nest?“

Emse Bremse antwortete ihr:

An der Berliner Humboldt-Uni existiert seit Schleiermachers Zeiten eine theologische Fakultät und die angehenden Theologen machen ihre praktischen Übungen da unten in der Marienkirche. Da gibt es regelmäßig an Sonntag Abenden einen Hochschul-Gottesdienst.“

Und Olle Ihmchen ergänzte zu Schleiermacher (1768 bis 1834):

Als Friedrich Schleiermacher  noch im Dienst war und Predigten hielt, fandest du in der Marienkirche keinen freien Platz mehr. Nach den Gründen gefragt, antwortete er: ‚Ist doch ganz einfach zu erklären: Meine Studenten kommen her, weil sie müssen. Die Damen kommen wegen der Studenten und die Offiziere kommen wegen der Damen.’“

Emse Bremse und Olle Ihmchen (48)

Die beiden Neuköllner hatten heute ihren Fischtag – jedenfalls beim Small Talk.

Der Fisch fängt am Kopf an zu stinken“, sprach Olle Ihmchen leicht melancholisch, „und die großen Fische fressen die kleinen. Da beißt nun mal keine Maus einen Faden ab und …“

Halt deine Rede fest, Großer“, rief Emse Bremse, „aber bevor du zum Schluss kommst, muss ich dir noch schnell die Geschichte von den beiden weißen Haien erzählen, die sich im Bermuda-Dreieck treffen. – Oder hab ich sie dir schon erzählt?“

Olle Ihmchen schüttelte den Kopf, er wusste mal wieder von nichts.

Weißer_Hai
„White shark“ von Terry Goss. Lizenziert unter CC BY 2.5 über Wikimedia Commons.

OK. Also, treffen sich zwei Haie im Bermuda-Dreieck. Fragt der eine: ‚Wie geht’s‘ – Antwortet der andere: ‚Geht so. Und selber?‘ – ‚Dito‘, entgegnet der erste. ‚Bloß letzte Woche war ich bisschen neben der Spur. Dienstag hatte ich ne Blondine gefressen, die war so hohl, ich konnte drei Tage lang nicht tauchen.“